Chronik

Die Mainfähre und Mainschifffahrt

Da ein erheblicher Teil der Harrbacher Besitzungen auf der anderen Mainseite liegen, war für die Einwohner die Existenz einer Übersetzmöglichkeit über den Main eine unabdingbare Voraussetzung zur Bewirtschaftung der dort gelegenen Äcker. Es dürfte daher schon sehr früh eine Fähre vorhanden gewesen sein. Nachweisbar ist die Harrbacher Mainfähre allerdings erst seit etwa 200 Jahren. Über die jüngsten Fähren sind noch Einzelheiten bekannt.

1895 wurde die vorhandene Mainfähre für den Hochseilbetrieb umgebaut. Hierfür wurden Maste mit einer Hähe von 6m aufgestellt. Die Kosten hierfür wurden mit 1886 Mark veranschlagt.

Am 8. Februar 1920 beauftragte die Gemeinde den Schiffsbaumeister Georg Raudenkolb aus Laudenbach mit dem Bau einer neuen hölzernen Fähre. Diese versah Ihren Dienst bis 1936 zum Bau der Staustufe in Harrbach. Für den dafür erforderlichen Schwerverkehr war die Holzfähre ungeeignet. Die „ Rhein – Main – Donau AG“ stellte deshalb der Gemeinde eine eiserne Fähre zur Verfügung. Diese verblieb danach im Besitz der Gemeinde. Das Holz der alten Fähre wurde verstrichen ( versteigert). Das Ende ereilte diese Fähre indirekt durch Kriegseinwirkung im April 1945. Mit der Fähre wurden 3 tage und Nächte ununterbrochen Truppen und schweres Gerät der „ Deutschen Wehrmacht“ übergesetzt. Dieser Belastung war die alte Fähre nicht gewachsen und wurde deshalb 1946 durch eine neue Fähre ersetzt. 1962 wurde die Mainfähre umgebaut und motorisiert. 1984 wurde der Fährbetrieb eingestellt. Die letzte Harrbacher Mainfähre wurde 1989 verschrottet.

Der Main hatte seit Jahrhunderten eine wesentliche Bedeutung als Transportweg. Dies war nicht problemlos, da der Main eine unvergleichlich größere Strömung als heute hatte. Auch besaß er viele Untiefen, so daß nur der Einsatz von sehr kleinen Booten möglich war. Eine Verbesserung brachte der Bau des Leinritters, auf dem Leinritter mit Pferden die Boote Flußaufwärts zogen. Dieser Weg befand sich in Harrbach auf der anderen Mainseite und bestand bei uns aus einem, mit großen Sandsteinen, gepflasterten Weg. Ein Stück dieses Weges war noch bis zur Teerung des Radweges vor ca. 2 Jahren vom ehem. Durchlaß bis zur Fähre zu sehen. Um die Leinreiter nicht zu behindern, mußten regelmäßig die Weidenbüsche, die zum Flechten gebraucht wurden, zurückgeschnitten werden. Die Abschrift einer diesbezüglichen Aufforderung befindet sich im Anhang.

Ab etwa 1909 verkehrte hier die Mainkuh. Dies war ein Dampfbetriebener Raddampfer, der eine im Flußbett liegende Kette vorne Aufnahm, sich mit Hilfe dieser Kette fortbewegte und hinten wieder im Fluß versenkte. Die Mainkuh zog eine ganze Reihe von Flußkähnen, die eine Tragfähigkeit von etwa 100 – 150 BRT hatten. Flußabwärts ließen sich die Kähne treiben und die Mainkuh fuhr leer zurück. Sie verkehrte bis zum Bau der Staustufen. Der Verkehr der Mainkuh war nicht ganz problemlos, da in Biegungen und bei starker Strömung die Kette oft riß und dann sehr zeitaufwendig mit Notgliedern repariert werden mußte. In unserem Bereich war dies häufig in der Kurve am neuen Steinbruch der Fall.
Ein häufiger Anblick waren damals die Mainfloße. Sie wurden im Fichtelgebirge zusammengestellt und trieben oft bis nach Holland. Bedingt durch die Länge der Flöße und durch tückische Strömungen im Main, blieben sie oft am Ufer hängen und mußten dann mit Muskelkraft wieder in die Strömung zurückgebracht werden. Gefürchtet bei den Flößern war unser „ Baueck“ unterhalb der Fähre. Kleinere Floße verkehrten noch mit einem Schleppkahn ab 1936 bis etwa 1960.